August 19, 2022

Scouting: Wunderwaffe der Innovation

Über die Phasen und Vorteile des Prozesses

Innovation

Scouting

Schon der Kauf eines neuen Laptops erfordert die Vorbereitung, sich Wissen zu unterschiedlichen Features und Komponenten anzueignen. Als Experten im Bereich Scouting möchten wir unsere Erfahrungen teilen, worauf es bei einem erfolgreichen Scouting-Prozess ankommt und welche Skills dafür benötigt werden.  

Gerade im Innovationsbereich sind Scouting-Projekte unabdinglich.  Sie helfen, Wettbewerber im Auge zu behalten, Trends frühzeitig zu erkennen und mögliche Kooperationspartner schnell ausfindig zu machen. Das Scouting bietet sich für verschiedene Suchfelder an und widmet sich beispielsweise Trends, Technologien oder innovativen Geschäftsmodellen. Gerade großen Unternehmen bietet ein professionelles Scouting-Projekt die Grundlage für vielfältige Möglichkeiten der Weiterentwicklung des eigenen Kerngeschäfts und sichert so die Wettbewerbsfähigkeit.  

Was ist Scouting?, links das Problem, rechts die Lösung
Abbildung: Was ist Scouting?
Ablauf des Scoutings
Abbildung: Ablauf des Scoutings

Der Kick-off macht das Projekt

Die erste Phase legt den Grundstein für ein erfolgreiches Scouting-Projekt: Im Kick-off wird das Suchfeld abgesteckt und alle relevanten Suchkriterien werden festgelegt. Elementar dafür ist eine offene und zielgerichtete Kommunikation zwischen Auftraggeber und Scouting-Team. Gemeinsam wird überprüft, welches Thema passt, welche Attribute die unterschiedlichen Optionen haben und wo Ausschlusskriterien liegen.  Gerade innerhalb des Teams sind dafür viele Absprachen notwendig, damit die Suchkriterien von allen Teammitgliedern gleich verstanden werden. In solchen Absprachen wird diskutiert, wie schnell ein Unternehmen wachsen muss und wie alt es höchstens sein darf, um noch als Start-up zu gelten. Außerdem ist es wichtig, im Vorhinein das Ziel der Recherche zu definieren: Soll ein Überblick über den Markt gegeben oder ein Vergleich von mehreren, gleichartigen Geschäftsmodellen erstellt werden? Am Beispiel für ein Scouting im Bereich Digitale Gesundheitsapps lassen sich einige Suchkriterien veranschaulichen. Müssen die gesuchten Anwendungen eine CE-Zertifizierung haben? Soll die Herstellerfirma in Deutschland sitzen? In welchen Sprachen muss eine App verfügbar sein und welche Krankheitsbilder, sogenannte ICD-Codes, die auf jedem Krankenschein zu finden sind, muss die App abdecken? Oft sind solche Informationen nicht in einer ersten Google-Recherche zu finden. So machen zum Beispiel nicht alle Hersteller Angaben zu CE-Zertifizierungen, selbst wenn sie eine besitzen. Genauso ist die Zuordnung zu konkreten Krankheitsbildern aufwendig, wenn kein medizinisches Grundwissen beim Suchenden vorhanden ist. Denn die Infos stehen oft nicht auf der Webseite des App-Anbieters.  

Quantität vor Qualität

Die zweite Phase widmet sich der Recherche, wobei die festgesetzten Suchkriterien den Rahmen vorgeben.  Hier ist Fingerspitzengefühl gefragt: Grundsätzlich ist jedes Ergebnis von Bedeutung, trotzdem müssen alle nicht in den gegebenen Rahmen passenden Ergebnisse konsequent aus der Suche ausgeschlossen werden. Die Herausforderung für das Scouting-Team besteht darin, die Masse an Informationen während der Desk Research nach relevanten Ergebnissen zu filtern. Wichtig ist ein exploratives und iteratives Vorgehen: Viele (Ausschluss-)Kriterien werden erst im Laufe der Recherche klar, insbesondere wenn ein Themenbereich unübersichtlich und neu ist. Die Liste der Keywords ist somit keinesfalls statisch, vielmehr muss sie stetig erweitert werden. Hilfreich ist auch ein internes Expertennetzwerk in der gesuchten Branche. Gerade in diesem Punkt ist Expertise und Erfahrung das A und O. Die gesammelten Ergebnisse der Recherche werden in einer Datenbank oder in Tabellenform festgehalten.

 

Ordnung ist das halbe Leben

Insbesondere die Bewertung der Ergebnisse bedarf einer gewissen Erfahrung: Viele Informationen, die in einer Bewertung berücksichtigt werden, müssen zeitaufwendig zusammengesucht und analytisch nüchtern betrachtet werden. Am Beispiel Bewertung der Innovativität eines Start-ups lässt sich die Herausforderung darstellen: Das Rechercheteam muss genau wissen, was Innovation für jedes Mitglied bedeutet und einen Konsens finden. Ist ein Geschäftsmodell schon innovativ, wenn KI eingesetzt wird oder gehört dazu mehr? Wichtig hierfür ist es, eine Referenzgruppe zu haben und zu wissen, wie die anderen Marktplayer aufgestellt sind, um so die Innovationskraft vergleichend mit ähnlichen Playern bewerten zu können. Dazu braucht es Erfahrung und Marktüberblick.  

Visualize it

Die Ergebnisse der Recherche und die dazugehörige Bewertung werden in der vierten Phase aufbereitet. Hierbei bestimmt das Suchfeld den Ergebnistyp: Eine Tabelle mit allen Ergebnissen dient insbesondere der vergleichenden Gegenüberstellung der gescouteten Apps. Die Ergebnisse können auch in einer Präsentation zusammengefasst oder visuell durch Cluster aufbereitet werden. Es kann auch sinnvoll sein, mittels der festgelegten Suchkriterien Scores zu berechnen und unterschiedliche Ausprägungen von Attributen zu einer Option durch ein Ampelsystem zu visualisieren. Generell helfen Visualisierungen dabei, die Ergebnisse auf einen Blick zu erfassen und den Markt besser zu verstehen.

Wir bleiben in Kontakt

Phase 5 ist kein obligatorischer Teil des Scouting-Prozesses. Sie dient der Tiefenanalyse und deckt auf, was hinter den Ergebnissen steckt: Wie funktioniert die gescoutete Technologie wirklich?, Wie  wurde  die KI im Produkt trainiert?, Was  sind  die  weiteren  Pläne  eines Unternehmens? In dieser letzten Phase können Hypothesen, die bei der Desk Research aufgestellt wurden, überprüft und mögliche Marketingallüren enttarnt werden. Wer zu einem bestimmten Thema eine Kooperation mit einem Start-up sucht oder investieren möchte, hat beispielsweise die Möglichkeit, einen Pitch-Day zu veranstalten. Warum nicht auch nach gescheiterten Unternehmen zu einem Thema suchen, eine Fuck-up-Night organisieren und aus den Fehlern lernen?  Den Möglichkeiten sind keine Grenzen gesetzt.

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