June 6, 2024
Innovationen verändern die Zukunft – oder werden von ihr überholt. Innovationsprojekte profitieren deshalb von der Einbindung strategischer Vorausschau (Foresight): sei es in der Beobachtung aktueller Trends, der Analyse zukünftiger Kundenbedürfnisse oder der Ableitung strategischer Wachstumsfelder.
Neben diesen „klassischen“ Foresight-Ansätzen findet zunehmend eine relativ junge Methode ihren Weg in den Werkzeugkoffer von Innovationscoaches: das Zukünftelabor. Teil 1 dieser Artikelserie beschreibt Grundlagen, Aufbau und Ziele eines Zukünftelabors.
Die zugrunde liegende Annahme, dass es nicht nur eine sondern verschiedene mögliche Zukünfte gibt, ist nicht neu und bildet u.a. das Fundament jeder Szenarienplanung. Dargestellt wird diese Vielzahl an Zukünften häufig im „Futures Cone“ nach J .Voros, wobei zwischen dem Raum prinzipiell möglicher Zukünfte, den plausiblen und den sogar wahrscheinlichen beziehungsweise erwartbaren Zukünften unterschieden wird (siehe Abbildung).
Ergänzend dazu bildet der Trichter auch die wünschenswerten Zukünfte ab, die sich sowohl mit den wahrscheinlichen Zukünften überschneiden als auch im Bereich der plausiblen oder der nur theoretisch möglichen Zukünfte liegen können.
Um sich diese verschiedenen möglichen, wahrscheinlichen und wünschenswerten Zukünfte vorzustellen und daraus Ideen für die Gegenwart abzuleiten, benötigen wir Zukünftebildung oder Futures Literacy. Laut Definition der UNESCO handelt es sich dabei um „die Fähigkeit, die Rolle der Zukunft für das, was wir sehen und tun, besser zu verstehen.
Futures Literacy stärkt die Vorstellungskraft und verbessert die Fähigkeit, uns auf Veränderungen vorzubereiten, uns davon zu erholen und in veränderten Umfeldern erfinderisch zu wirken.“ In Anbetracht der bereits sichtbaren und noch bevorstehenden Veränderungsprozesse gilt Futures Literacy deshalb als eine Kernkompetenz für das 21. Jahrhundert. Ähnlich wie andere Kompetenzen wird Futures Literacy am besten durch praktische Erfahrung erworben, zum Beispiel in einem Zukünftelabor.
Zukünftelabore sind eine bewährte Methodik der UNESCO und zielen darauf ab, in einem Workshopformat gemeinsam Bilder verschiedener Zukünfte zu entwickeln und ihre Implikationen für die Gegenwart zu diskutieren. Im Allgemeinen bestehen Zukünftelabore aus drei Phasen:
Die Dauer und Intensität der einzelnen Phasen ist flexibel, sodass Zukünftelabore sowohl in wenigen Stunden virtuell als auch über mehrere Tage in Präsenz durchgeführt werden können. Welches Format sich am besten eignet, hängt dabei sowohl vom Thema als auch von der Gruppe und den mit dem Zukünftelabor verbundenen Zielen ab.
Durch Zukünftelabore können verschiedene Ziele erreicht werden:
Der zweite Teil dieses Artikels widmet sich den Fragen, wie Zukünftelabore sinnvoll in den Innovationsprozess integriert werden und organisationale Change-Projekte wirksam unterstützen können.