September 28, 2023
Vermittler zwischen Führungsspitze und dem operativen Team: Vor dieser Herausforderung steht die mittlere Führungsbene. Und so geht es vielen. In unserer offenen Werkstatt im November bieten wir Raum für Austausch und Selbstreflexion. Gleichzeitig beleuchten wir das Thema aus vielen Perspektiven – mit spannenden Impulsen von uns und von textwende. Wir haben mit Ania Dornheim und Sabine Krippl von der Beratungsagentur Textwende darüber gesprochen:
Der Veränderungsdruck in Unternehmen ist enorm und ein Changeprojekt jagt das andere. Für die Führungskräfte im mittleren Management ist diese Situation eine enorme Herausforderung. Denn in hierarchisch organisierten Unternehmen sollen sie ihre Teams für den Change begeistern und sie zur Selbstorganisation befähigen. Doch ist das überhaupt möglich?
Ania: Einfach ist es nicht, denn es spielen viele Komponenten eine Rolle, die eine Führungskraft im mittleren Management nicht selbst in der Hand hat, zum Beispiel, wenn Sparmaßnahmen dazu führen, dass das Team kontinuierlich unterbesetzt ist oder sich eine neue Software als Reinfall erweist. Hinzu kommt gerade in Unternehmen aus der old economy die Erfahrung aus der Vergangenheit: Projekte wurden erfolgreich ausgesessen, die Menschen haben einfach abgewartet, bis das Thema vorbei war. Jetzt ist es anders: Der Change bleibt und damit die Notwendigkeit, das Thema dauerhaft präsent zu halten.
Sabine: Umso wichtiger ist es für Führungskräfte, sich bewusst zu machen, was sie selbst bewirken können und welche Skills und Ressourcen sie dafür benötigen. Im stressigen Alltag geht der Blick darauf schnell verloren: Bin ich selbst für den Change bereit? Welche Strukturen oder Denkmuster halten mich davon ab? Wie gut kenne ich die Bedürfnisse meiner Teammitglieder? Kann ich Verantwortung abgeben? Wie kommuniziereich mit dem Team? In unserer Werkstatt im November beschäftigen wir uns mit diesen und ähnlichen Fragen.
Das Ziel ist, dass jede Führungskraft sich danach sicherer fühlt und gestärkt und mit neuer Energie die Herausforderungen annehmen kann.
Ihr seid als Kommunikatorinnen im engen Kontakt mit Führungskräften der mittleren Ebene und auch mit den Mitarbeitenden. Was ist eure Erfahrung: Was läuft in der Kommunikation oft schief und warum?
Sabine: Es gibt viele Gründe, warum sich Führungskräfte oder Mitglieder der Teams überfordert fühlen, warum Frust oder auch Abwehrverhalten in den Teams entstehen. Oft kumulieren Probleme und dadurch wird es immer schwieriger, sie zu greifen oder zu verändern. Die Menschen werden dann argwöhnisch: Selbst wenn etwas mal gut läuft, wird dies als Zufall abgetan. Das, was nicht funktioniert, wird überbewertet. Und die Erfolge, die da sind, werden gar nicht mehr wahrgenommen. Dabei zahlt vieles auf den Change ein, was im Alltag gut läuft. Da es bisher nicht das Label "Change" bekommen hat, geht es unter.
Ania: Ein entscheidender Faktor ist sicher der Zeitdruck: Führungskräfte springen oft von Termin zu Termin. Für die Reflexion der eigenen Situation oder der ihrer Mitarbeitenden bleibt scheinbar keine Zeit. Und wer unter Druck ist, hört weniger aufmerksam zu und kann sich nicht auf die Bedürfnisse anderer einlassen, ist empfindlicher für Kritik und teilt selbst schneller aus.
Deshalb ist unsere Werkstatt auch so wichtig: In unserer Online-Session und den zwei gemeinsamen Tagen in Präsenz gibt es Zeit für diese Reflexion. Die Teilnehmenden können sich austauschen und sich inspirieren lassen. Dass wir das Thema aus prozessualer und aus kommunikativer Sicht betrachten, ist besonders spannend.
Welche kommunikativen Skills benötigt die Führungskraft, um die von euch gerade beschriebenen Hürden abzubauen? Und werdet ihr diese in unserer Werkstatt ansprechen?
Ania: Menschen führen heißt, Menschen Orientierung und Halt zugeben. Und damit ist Führen zu einem Großteil Kommunikation. Allerdings nicht nur mit den Mitarbeitenden, sondern auch mit der oberen Führungsebene. Hier gilt es Informationen einzufordern und Probleme anzusprechen.
Führungskräfte sollten sich viele Fragen stellen und Antworten nicht nur aus dem Bauchgefühl finden: Was kommuniziere ich der Gruppe, was bespreche ich eher im Vier-Augen-Termin? Welche Informationen benötigt mein Team, um Veränderungen mitgehen zu können? Welche sollten schriftlich, welche mündlich mitgeteilt werden? Welche Aussagen oder Wörter können missverstanden werden, weil sie „verbrannt“ sind?
Sabine: Auch die Fragen, wann und wie viel ich kommuniziere, sind entscheidend. Und nicht zu vergessen: Frauen und Männer kommunizieren anders, auch ältere und jüngere Menschen haben oft sehr unterschiedliche Vorstellungen davon.
In der Werkstatt werden wir all dies ansprechen und auch Tipps geben – es geht in diesem Format jedoch vor allem darum, sich seiner eigenen Stärken und Schwächen bewusst zu werden, um nach der Veranstaltung gezielt an sich arbeiten zu können.
Die Werkstatt startet am 8. November mit einem 3-stündigen Kick-off. Am 15. und 16. November geht es in Leipzig in Präsenz weiter. Mehr dazu und zur Anmeldung: Werkstatt "Führung zwischen Hierarchie und Selbstorganisation"
Zu den Personen:
Ania Dornheim und Sabine Krippl führen seit mehr als 20 Jahren gemeinsam die Beratungsagentur „Textwende“. Mit ihrem Team unterstützen sie Unternehmen dabei, schwierige Inhalte erfolgreich zu kommunizieren. Sie sorgen für optimale Prozesse, schulen Mitarbeitende, coachen Teams und Führungskräfte und texten auch in besonders kniffligen Fällen. Zu ihren Kunden zählen über 100 namhafte Unternehmen, darunter viele Versicherungen und Banken. In ihrem Podcast „Schreibgespräche“ unterhalten sich Ania und Sabine regelmäßig über die Herausforderungen in der Businesskommunikation.