December 12, 2024
Wie sehr trägt mein Unternehmen zum Gemeinwohl bei? Diese Frage stellen sich immer mehr CEOs. Eine neue Kennzahl, der Public Value Promoter Score (PVPS), erlaubt es, den gesellschaftlichen Nutzen von Organisationen einfach zu messen und in deren Steuerung zu integrieren. Entwickelt durch den Verein Forum Gemeinwohl, schließt der PVPS eine Lücke in der Debatte über den gesellschaftlichen Beitrag von Unternehmen. Vor einigen Jahren rückten Akteure in den USA, wie Larry Fink von BlackRock und der Business Roundtable, die soziale Rolle von Unternehmen stärker in den Vordergrund. Konzepte wie „Purpose“ und „Gemeinwohl-Orientierung“ gewannen an Bedeutung.
Studien zeigen, dass Unternehmen, die sich am Gemeinwohl orientieren, positive Effekte verzeichnen. Eine Studie von 2022 ergab, dass die wahrgenommene Gemeinwohl-Orientierung die Attraktivität als Arbeitgeber erhöht, insbesondere bei Menschen, die Wert auf den gesellschaftlichen Beitrag ihrer Arbeit legen.
„Unternehmen mit höherer Gemeinwohl-Orientierung zeigen auch eine bessere finanzielle Performance und eine höhere Mitarbeiterzufriedenheit.“
Der PVPS wurde nach dem Vorbild des Net Promoter Score (NPS) entwickelt. Während der NPS den Kundennutzen eines Unternehmens misst, erfasst der PVPS den von der Gesellschaft wahrgenommenen Gemeinwohl-Beitrag eines Unternehmens. Die zentrale Frage des PVPS lautet: „Wie sehr stimmen Sie der folgenden Aussage zu? Aus meiner Sicht trägt [das Unternehmen] nachhaltig zum Gemeinwohl bei.‘ (0 = Stimme überhaupt nicht zu; 10 = Stimme voll und ganz zu).“
Wie beim NPS wird der PVPS berechnet, indem der Anteil der Promotoren (Antworten 9 und 10) vom Anteil der Detraktoren (Antworten 0 bis 6) subtrahiert wird. Dadurch lässt sich der Gemeinwohl-Beitrag in einer einzigen Zahl zusammenfassen.
Der PVPS misst etwas anderes als der NPS, wie Vorstudien zeigen. Während der NPS den individuellen Kundennutzen erfasst, konzentriert sich der PVPS auf den gesellschaftlichen Nutzen. Beispielsweise haben Organisationen wie das Rote Kreuz und die Caritas hohe Werte bei beiden Scores, während Unternehmen wie Tamoil und Glencore in beiden Bereichen schlecht abschneiden.
Im Sommer 2022 wurde der PVPS in einer Studie in Mitteldeutschland getestet, bei der 706 Personen zu ihrer Einschätzung von Arbeitgebern in der Region befragt wurden. Es zeigte sich, dass beim PVPS nur wenige Organisationen im positiven Bereich landeten. Das Deutsche Rote Kreuz, der Zoo Leipzig und die Polizei erhielten die höchsten Werte, während Fußballvereine und lokale Getränkehersteller schlechter abschnitten.
Unternehmen wie DHL und die Sparkasse Leipzig haben bereits begonnen, den PVPS zu nutzen, um ihre Gemeinwohl-Beiträge besser zu verstehen und zu kommunizieren. Dies hilft ihnen, ihre „Employer Value Proposition“ zu überarbeiten und den Gemeinwohl-Beitrag stärker ins Bewusstsein der Menschen zu rücken.
Der PVPS bietet Unternehmen ein einfaches und regelmäßig anzuwendendes Instrument, um ihren wahrgenommenen Gemeinwohl-Beitrag zu messen. Er ermöglicht es, den Purpose eines Unternehmens kontinuierlich zu reflektieren und zu verbessern, und schafft eine Umfrage aufsetzen Feedback-Schleife, die über schöne Worte hinausgeht.
Weitere Informationen zum Score und dessen Anwendung: www.PublicValueScore.com
Die Ergebnisse der Studie haben wir im Whitepaper "Arbeitgeberattraktivität im Zeichen des Gemeinwohls" zusammengefasst. Es kann hier kostenlos bestellt werden.
Über die Autoren
Prof. Dr. Fabian Diefenbach
Professor an der Hochschule Esslingen, Gründer und Partner der Beratung DISCUS Strategy und aktives Mitglied im Verein Forum Gemeinwohl
Prof. Dr. Timo Meynhardt
Professor für Wirtschaftspsychologie an der HHL Leipzig und Begründer des GemeinwohlAtlas