April 23, 2021

InsurTechs: Status-Quo

Wie etabliert sind Start-ups in der traditionellen Assekuranz?

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Die Zusammenarbeit der Versicherungsbranche und InsurTechs ist seit Jahren ein viel diskutiertes Thema. Start-ups verändern die Assekuranz durch innovative Geschäftsmodelle und werden deshalb häufig als mögliche Gefahr für etablierte Marktteilnehmer gewertet.

Das Expertennetzwerk Insight hat sich mit der Zusammenarbeit von etablierten Versicherungsunternehmen und InsurTechs beschäftigt. Eine Befragung von 23 Experten aus versicherungs- und branchennahen Dienstleistungsunternehmen gibt Aufschluss über den aktuellen Stand der Zusammenarbeit und darüber,  wie sich Veränderungen durch die neuen Marktteilnehmer in der Branche bemerkbar machen.

Zusammenarbeit von Assekuranz und InsurTech

Knapp die Hälfte der Befragten stuft das disruptive Potenzial von InsurTechs eher mittelmäßig ein, sodass die Einschätzungen im Vergleich zur Vorgängerbefragung im Jahr 2018 leicht abgeflaut sind. Interessant ist die unterschiedliche Bewertung von Versicherungsunternehmen und Dienstleistern: Letztere schätzen das Disruptionspotenzial weitaus höher ein. Die größten Veränderungen durch Start-ups werden in kundennahen Bereichen wie Schaden- und Leistungsmanagement, Kundenservice, Vertrieb, aber auch in der Produktentwicklung erwartet. Diese Ergebnisse decken sich mit den Einschätzungen der Vorbefragung.

Abbildung: Positive und negative Veränderungen von Versicherungsunternehmen durch Start-ups
Abbildung: Positive und negative Veränderungen von Versicherungsunternehmen durch Start-ups

InsurTechs und Start-ups als Problemlöser zur Kundenschnittstelle

Mehr Kundenzentrierung führt bei wachsenden Märkten und der Schnelllebigkeit des Internet zum Erfolg – auch in der Assekuranz. Bisher war es für traditionelle Versicherungsunternehmen oft schwer, die Bedürfnisse der neuen Zielgruppe zu erfüllen. Dies liegt daran, dass sich auch die Zielgruppe verändert hat, indem Online- und Offlinewelten in ihren Alltag integriert werden. Vor allem jüngere Generationen erwarten Vergleichsmöglichkeiten, intuitive Bedienbarkeiten und bestenfalls einen digitalen Vertragsabschluss.  

Für die Versicherungsbranche ist es daher wichtig, dass digitale und analoge Zugänge geschaffen werden. Oftmals werden Unternehmen in ihrer Innovation gebremst, weil sie keine konkreten Ansätze zum Ausbruch aus langjährig bewährten Strukturen sehen. Die Lösung liegt darin, mit InsurTechs und Start-ups zusammenzuarbeiten, um Innovationsprozesse umzusetzen.

Die jungen Unternehmen haben es sich zur Aufgabe gemacht, Bedürfnisse und Schmerzpunkte der Kunden zu erkennen sowie Services und Prozesse zu vereinfachen, indem sie ihre Lösungen in die bestehenden Praxismuster der Versicherer integrieren.

Start-ups und Assekuranz im gemeinsamen Lernprozess

Versicherer können von digitalen Lösungen profitieren, da die meisten InsurTechs nicht darauf abzielen, selbst Versicherungen anzubieten, sondern Verfahren automatisieren und Effizienzen steigern. Somit können Start-ups für die traditionelle Assekuranzbranche als Inspirations- und Innovationsquelle dienen. Neben den technologischen Aspekten bieten Start-ups auch hinsichtlich neuer Arbeitsweisen eine Anleitung zu innovativeren Methoden, die langfristig im Unternehmen integriert werden können.  

Bei einer Kooperation profitieren beide: Klassische Versicherungsunternehmen haben sich ihre Marktposition über Jahrzehnte hinweg erarbeitet, sodass die Marke bereits in den Köpfen der Kunden verankert ist. Hieraus resultiert ein Vertrauensvorschuss, der für Start-ups gewinnbringend ist.

Strukturen aufbrechen – wie InsurTechs in etablierte Versicherungsunternehmen integriert werden

Voraussetzung für die erfolgreiche Kooperation mit Start-ups ist auf Seiten der Versicherer die Fähigkeit, externe Lösungen über geeignete Schnittstellen möglichst einfach einzubinden – je nach IT-Landschaft, kann das eine kleine oder größere Herausforderung darstellen. Davor ist es enorm wichtig, zu eruieren, welche neuen Lösungen der Markt bietet. Um dies zu gewährleisten, scouten zufolge der Umfrage des Expertennetzwerks Insight 90 Prozent der befragten Unternehmen Start-ups, 46 Prozent systematisch und regelmäßig, weitere 46 Prozent eher sporadisch nach konkretem Bedarf.  

In den meisten Fällen gibt es sogar spezielle Abteilungen oder Verantwortungsbereiche, die mit dem Scouting betraut sind. Netzwerk-Events und Messen kommen bei der Suche nach Kooperationspartnern eine besondere Bedeutung zu, dicht gefolgt von eigenen Recherchen und der Zusammenarbeit mit speziellen Start-up-Initiativen wie dem New Players Network. Das Netzwerk veröffentlich jährlich eine Übersicht aller InsurTech-Start-ups der DACH-Region.

Übersicht InsurTechs New Players Network
Klick auf's Bild: Übersicht InsurTechs New Players Network

Zugang zu neuen Technologien

Die Mehrheit der befragten Unternehmen arbeitet bereits mit Start-ups zusammen und zwar in den Bereichen, die sie als besonders wichtig bewerten. Oftmals entstehen Kooperationen dann, wenn neue Produkte auf den Markt gebracht werden.  

Entscheidend für die Wahl des Kooperationspartners sind dessen Geschäftsmodell und die genutzte Technologie, aber auch das Team muss zum Versicherer passen. Für Versicherungsunternehmen ist der Entwicklungsstand des Start-ups ausschlaggebender als für Dienstleister. Zudem werden Erfahrungen mit der Versicherungsbranche als positiv bewertet, stellen hinsichtlich der Relevanzbewertung aber kein K.O.-Kriterium dar.

Relevanz von Start-ups in der Assekuranz
Abbildung: Relevanz von Start-ups in der Assekuranz

Bei den Technologien, die durch die Kooperation erschlossen werden sollen, stehen die Themen Künstliche Intelligenz und Data Science besonders hoch im Kurs. Auch der Bereich Internet of Things (IoT) wie Smart Contracts, Smart Home und Smart Data gilt als zukunftsweisende Technologie der Assekuranz. Für das Thema Virtual Reality hingegen zeigen die Befragten wesentlich weniger Interesse.  

Um digitale Disruptionen zu verhindern, gehört schließlich viel mehr dazu als nur die Einbindung neuer Technologien: Wie InsurTechs und etablierte Versicherungsunternehmen voneinander profitieren können, wird vor allem im Verständnis der Zielgruppe deutlich. Wenn mithilfe von Automatisierungsprozessen menschliches Verhalten datafizierbar wird, ist eine individuellere Produktgestaltung möglich. Neben der Kundenzentrierung zeichnet sich die Notwendigkeit ab, dass die Marke bei Verbrauchern stets präsent ist – nicht nur im akuten Schaden- oder Krankheitsfall. So werden Innovationen vorangetrieben und die etablierte Assekuranz bleibt erfolgreich.

Christine

Senior Manager Corporate Communications

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