September 10, 2020
In den Projekten, die wir als DI Labs mit unseren Partnern durchführen, nimmt das Prototyping eine zentrale Funktion bei der Entwicklung von Produkten und Services ein. In einem früheren Blog-Post haben wir euch die Vorteile des Paper Prototyping vorgestellt. In diesem Beitrag stellen wir euch einige wichtige Prinzipien vor, um effektiv Prototypen zu entwickeln, die die wichtigen Fragen im Entwicklungsprozess beantworten.
Formuliert klare Fragen, die euer Prototyp beantworten soll, bevor ihr mit dem Prototyping beginnt. Das klingt erst einmal banal, aber es hilft euch auf konkrete Aspekte eurer Produkte und essentielle Momente in der User Journey zu fokussieren. Dabei sollten die Fragen so präzise wie möglich formuliert werden.
Anstatt zu fragen Finden die User unsere Webseite cool?, solltet ihr fragen Wie einfach finden die User den Bezahl-Prozess? oder Verstehen die User, wie sie die Toppings auf ihrer Pizza ändern können?. Je klarer ihr eure Fragen formuliert habt, desto effektiver könnt ihr die entsprechenden Prototypen entwickeln, die euch diese Fragen beantworten.
Pro Tip: Denkt an die Nutzungssituation, in der eure User mit eurem Produkt interagieren – etwas mal schnell im Bus oder in der Bahn erledigen zu wollen, schafft ganz andere Herausforderungen, als konzentriert am großen Bildschirm zu arbeiten. Ihr wollt eure Prototypen in wirklichkeitsnahen Situationen testen können.
In den meisten Fällen erstellen User Interface und User Experience Designer eure Prototypen. Und auch wenn sie Experten im Designen von Nutzeroberflächen sind, haben sie meist weniger Expertise in relevanten Aspekten und Prozessen eurer Produkte. Manchmal sind auch verschiedene Abteilungen innerhalb einer User Journey wichtig. Holt alle mit ins Boot. Schickt die Designer nicht auf eine einsame Insel, sondern füttert sie mit wichtigem Input zu euren Produkten und der User Journey. Das verringert Missverständnisse und streamlined den Prototyping-Prozess.
Ziel eines jeden Prototypen ist es zu testen, ob die Interaktion der Zielgruppe mit dem Produkt erfolgreich ist. Deswegen ist es entscheidend, dass eure Tester mit eurem Prototypen auch sinnvoll interagieren können, zum Beispiel:
Für viele Elemente von User Interfaces gibt es mittlerweile etablierte Standards. Versucht nicht zu clever zu sein und das Rad neu zu erfinden, sondern nutzt diese etablierten Standards. Das spart euch Zeit bei der Entwicklung der Prototypen und euren Testern Frust bei der Interaktion mit diesen.
Je nach Entwicklungsstand und Komplexität eures Projektes/Produktes, sind unterschiedliche Arten von Prototypen sinnvoll. Viele Fragen können schon sehr zeitig in der Entwicklung mit Paper Prototypes beantwortet werden.
Für animierte Interaktionen (z.B. Buttons, die eingeblendet werden, Elemente die automatisch vergrößert oder verkleinert werden), gibt es eine Vielzahl an Design-Tools, die den Großteil der Arbeit für euch verrichten – z.B. Adobe XD, Justinmind, Invision, …).
Falls Daten-Handling für euer Produkt wichtig ist, macht es wahrscheinlich Sinn, eine vereinfachte Version mit simulierten zu programmieren – dafür gibt es mit react.js und vue.js Programmier-Frameworks, die schnelle Ergebnisse liefern.
Ab wann welches Tool sinnvoll ist, lässt sich aus der Ferne nur schwer sagen. An der Stelle hier nochmal der Zweck von Prototypen: Sie sollen dabei helfen, schnell und effektiv wichtige Fragen im Entwicklungsprozess zu beantworten!
Das ist ein Punkt, der uns sehr am Herzen liegt, weil unsere Projekterfahrung oft anderes zeigt. Häufig wollen Projekt-Teams schon in der ersten Iteration Prototypen entwickeln, die ein komplexes System abbilden, um beim Management zu glänzen und Ressourcen für die Umsetzung ihrer Idee zu bekommen. Wenn das euer Ziel ist, helfen euch Story-Boards und Video-Präsentationen deutlich weiter.
Als Faustregel sollte gelten: Es werden Features geprototyped, nicht komplette Systeme. Ein Prototyp sollte nur die Elemente beinhalten, die zum Testen eines konkreten Features notwendig sind.
Je komplexer ein Prototyp wird, desto teurer wird dessen Entwicklung und desto schwerfälliger wird dessen Weiterentwicklung. Was mich zum nächsten Punkt bringt.
Der Idealfall, dass ein Produkt solange geprototyped, getestet, weiterentwickelt und weitergetestet wird, bis wirklich alle wichtigen Fragen beantwortet sind, kommt im echten Leben leider eher selten vor. Häufiger passiert es, dass ein Prototyp entwickelt und einmal getestet wird. Durch den Test erkennt man alle Probleme und kann die in der Umsetzung lösen.
Aber wer stellt sicher, dass die neuen Lösungen keine neuen Probleme schaffen? Wer stellt sicher, dass die neuen Lösungen wirklich Lösungen sind?
Prototyped, testet, entwickelt weiter und testet wieder bis wirklich alle relevanten Fragen an euer Produkt beantwortet sind. Eure User werden es euch danken.
Last but very not least – dokumentiert jede Design-Entscheidung, die ihr im Entwicklungsprozess macht.
Wieso ist der Button an dieser Stelle? Wieso ist auf dem Header Image eine Katze zu sehen und kein Panda? Im besten Fall habt ihr euch bei all dem etwas gedacht. Dokumentiert das. So bleibt ihr im ganzen Entwicklungsprozess nachvollziehbar, gegenüber allen Stakeholdern und auch für euch selbst. Außerdem hilft euch das, eure Design-Entscheidungen in User-Tests konkret zu validieren und überflüssige Diskussionen zu minimieren.
Das ist jetzt natürlich nicht alles, was es zu Prototyping Principles zu sagen gibt, sondern ein Überblick, den ihr als grobe Guideline verstehen könnt. Falls ihr mehr zu dem Thema wissen möchtet oder direkt mit uns prototypen wollt, meldet euch gerne bei uns.