July 6, 2022
Nach einer kurzen Pause geht es nun weiter mit dem dritten Teil des Gastbeitrags von Marco Englert und Harry Holzhäuser von der Haftpflichtkasse zur Roadmap to Digital Business Excellence. In diesem Artikel betrachten sie Exponential Organizations im Zusammenhang mit Great Transformation und Business Excellence.
Digitalisierung ist mehr als ein bloßer Technologietrend. Die digitale Transformation bedeutet eine radikale, ganzheitliche gesellschaftliche und wirtschaftliche Umwälzung - eine große Transformation (Great Transformation). Viel zu oft wird sie allerdings auf Technologien und digitale Tools reduziert. Das greift zu kurz. Denn die digitale Transformation zu designen und zu treiben, ist in erster Linie eine organisatorische, kulturelle und politische Aufgabe. Trotzdem ist die Auswahl der richtigen Technologien zentral für den Erfolg. Hier gibt es keine guten oder schlechten Systeme, sondern nur solche, welche die Geschäftsmodelle, -ziele und -prozesse optimal unterstützen oder nicht und deren Nutzen im richtigen Verhältnis zu den Kosten steht. Die Voraussetzung für eine erfolgreiche digitale Transformation und eine daten-getriebene Organisation (Data Driven Organisation) ist ein umfassendes, digitalisiertes Informationsmanagementsystem (Total Information Management - TIM).
Veränderungen im technischen Setting bedeuten auch immer eine Umstellung für die Mitarbeiter. Denn Technologie und Innovation ist im Kern stets eine menschliche Entdeckungsreise und unterliegt daher auch diesen Gesetzen. Daher sind auch die wichtigsten Bausteine bzw. die DNA eines noch so komplexen Systems nicht die technologischen Subsysteme, sondern der Mensch an sich. Die Veränderung ist letztlich das, was die neuen Möglichkeiten mit uns Menschen machen. Die Selbstorganisation bildet hier die Basis, auf derer sich das alles aufbaut.
In den vergangenen Jahren haben die Unternehmen gelernt, wie man Technologien skaliert. Nun ist es an der Zeit, auch zu lernen, wie Organisationen exzellent skaliert werden. Die Geschichte und der gesunde Menschenverstand zeigen, dass man ein Unternehmen nicht radikal transformieren kann, ohne die Natur dieser Organisation fundamental zu verändern. Deshalb ist in den letzten Jahren ein Organisationsmodell entstanden, das mit diesen Veränderungen übereinstimmt: Exponentielle Organisation (ExO).
Bei einer exponentiellen Organisation handelt es sich um ein Unternehmen, das durch ein hohes Potential und ein schnelles Wachstum gekennzeichnet ist. Es zeichnet sich durch Nachhaltigkeit, Innovation und Agilität aus. Der erzielte Gewinn beträgt ein Vielfaches des durchschnittlichen Gewinns vergleichbarer Unternehmen. Um dieses Ziel zu erreichen, ist es erforderlich, dass Unternehmen neuartige Strukturen aufbauen. Es wird davon ausgegangen, dass es sich bei den ExOs um die entscheidende Organisationsform des 21. Jahrhunderts handelt. In den letzten zehn Jahren wurden Unternehmen gegründet, die innerhalb kürzester Zeit enorme Erfolge verzeichnen konnten und deren Unternehmensgeschichte wegweisend für andere Unternehmen sein wird.
Eine ExO kann durch Neugründung in Form eines Start-ups entstehen. Es ist aber auch möglich, bestehende Unternehmen in exponentielle Unternehmen umzuwandeln. Allerdings existiert in diesen Fällen das Problem, dass vorhandene und traditionelle Strukturen des Managements umformuliert werden müssen. Oft wird ein Verharren in alten Strukturen festgestellt, was den grundlegenden Wandel erschwert.
Im Zeitalter von agilen, exponentiellen Organisationen und Crowd-Innovation muss der CMO über sämtliche Inhalte, Prozesse, Hierarchien und Organisationsstrukturen hinweg, die Wertschöpfung eines Unternehmens managen. Marketing im Sinne einer wertschöpfungs- und marktorientierten Unternehmensführung erfordert hier einen CMO mit Leadership-Funktion.
Exponentielle Unternehmen sollten in großen Dimensionen denken. Würden sie sich kleine Ziele setzen, dann könnten sie keine großen Fortschritte erreichen. Der Ausdruck MTP steht dabei für Massive Transformation Purpose bzw. den höheren Unternehmenszweck, welcher auf die grundlegenden Veränderungen in der Unternehmenstätigkeit von ExOs im Gegensatz zu anderen Unternehmen verweist. In ExOs sind mit Blick auf die angestrebten außerordentlichen Entwicklungen Excellence-Bereiche zu identifizieren, die zu dieser exponentiellen Entwicklung beitragen.
Das neue EFQM-Modell unterstützt die Umsetzung einer derartigen Excellence in Unternehmen. Es zielt dabei auf die Bewertung der Performance des gesamten Unternehmens ab. Das Modell wurde deshalb so strukturiert, dass alle relevanten Elemente eines Unternehmens abgebildet werden können.
Es basiert auf verschiedenen Bausteinen, wobei die Basis durch die folgenden drei Aspekte geprägt ist:
Die Aufgaben liegen dabei verstärkt im digitalen Bereich und erfordern eine digitale Kultur mit einem erhöhten Bewusstsein für Unternehmensentwicklung, Führung, Daten- und Informationsmanagement und Technologien.
Von zentraler Bedeutung sind vier Aufgabenfelder, die alle mit der Position des Chief Marketing Officers (CMO) und der digitalen Transformation verbunden sind:
Ein solches digitales bzw. daten- und informations-gesteuertes Unternehmen zeichnet sich weiterhin durch Agilität, compliance-konformes und smartes Verhalten aus. Es basiert auf einem umfassenden Ansatz zu einem service-basierten Geschäftsprozessmanagement (Business service oriented Business Process Management - BPM), das auf Information Management, Performance Management und Analytik aufbaut. Von der Entscheidungsfindung bis zur Umsetzung in digitalen Produkten und Services sowie digitalen Prozessen soll alles daten-getrieben bzw. daten-gesteuert ablaufen.
Mit anderen Worten: Das Unternehmen erfindet sich neu und erschließt sich neue Umsatzquellen und disruptive Wettbewerbsvorteile. Ein Produktportfolio mit (ergänzenden) digitalen Produkten und Services bzw. Mehrwerten und Information als strategischer Vorteil bilden dabei die Basis für innovative Geschäftsmodelle und einen nachhaltigen Unternehmenserfolg.
Wirkliche exzellente Vorbilder in Sachen digitaler Transformation bzw. Digital Business Excellence gibt es bis dato kaum. Deshalb lässt sich von anderen Organisationen nicht unbedingt lernen, wie die Roadmap einer digitalen Transformation hin zu einer exzellenten ExO bzw. Business Excellence aussehen könnte oder sollte. Es gilt hier vielmehr optimale Rahmenbedingungen zu schaffen und durch Experimentieren den eigenen, individuellen Weg zu finden. Die digitale Transformation ist kein einmaliger Vorgang, sondern ein langfristiger Prozess - ein niemals endendes Optimierungsprogramm. Dies erfordert den Einsatz großer finanzieller und personeller Ressourcen und führt tiefgreifende Veränderungen mit sich. Gleichzeitig müssen die existierenden Geschäftsmodelle am Leben erhalten werden, damit die Einnahmen gesichert sind.
Stay tuned für den letzten Teil der Roadmap!
Gastbeitrag: Roadmap to Digital Business Excellence – Teil 1
Gastbeitrag: Roadmap to Digital Business Excellence – Teil 2
Leiter Unternehmensentwicklung & PMO bei der Haftpflichtkasse
Leiter Marketing und Unternehmenskommunikation bei der Haftpflichtkasse