March 24, 2020
Edge Computing und Multiexperience sind zwei weitere Technologien, die für Unternehmen laut dem Marktforschungsunternehmen Gartner in diesem Jahr eine wichtige Rolle spielen könnten. Was genau sich dahinter verbirgt und welche Anwendungsbereiche es speziell für Versicherer gibt, beleuchten wir im fünften und letzten Teil unserer Serie Top-Trends 2020.
Much of the current focus on edge computing comes from the need for IoT systems to deliver disconnected or distributed capabilities into the embedded IoT world for specific industries such as manufacturing or retail. […] more sophisticated and specialized computer resources and more data storage. Complex edge devices, including robots, drones, autonomous vehicles and operational systems will accelerate this shift.
- Brain Burke, Vice President, Gartner
Eigentlich nichts anderes als die Verlagerung von Prozessen, Datenströmen und Anwendungen in die eigentlichen Endgeräte. Dabei findet die Verlagerung also weg von zentralen Knoten und Datenverarbeitungseinheiten an den „Rand“ der Nutzung, also in den jeweiligen Endgeräten statt.
Wie in Zukunft bei allen autonomen Systemen werden Bandbreitennutzung, Latenzzeiten und Datenverarbeitungszeiten immer wichtiger. Dabei verringert das Edge Computing signifikant das zu übertragende Datenvolumen und damit den Datenaustausch und die Übertragungsstrecke, wodurch wiederum die Übertragungskosten und die Wartezeiten verringert werden und sich die Servicequalität und die Fehlerrate verbessert.
Die Marktforscher rund um Gartner gehen davon aus, dass bis 2023 das Edge Computing, also die dezentrale Datenverarbeitung am Rand eines Netzwerks, bis zu 20-mal größer als konventionelle IT-Dienste sein könnte.
Nach Jamal, Global Technology and Marketing Director von National Instruments (NI), ist „die Intelligenz von Datenerfassungsgeräten und Sensoren erheblich gewachsen und dezentraler geworden. Die Verarbeitungselemente rückten dabei näher an den Sensor.“ Dabei werden integrierte Schaltkreise nutzbar gemacht und Sensoren, Prozessoren, Sender und Empfänger, digitale Schnittstellen, etc. in einem extrem kleinen Formfaktor beziehungsweise System vereint.
Ein weiterer unbestreitbarer Vorteil besteht in der verbesserten Sicherheit bei der Verwendung digitaler Dienste. Da eine Vorverarbeitung/Verarbeitung näher am Netzwerkkern oder bereits mit einer Verschlüsslung direkt im Endgerät stattfindet, sind auch die Möglichkeiten, verfälschte Daten, Viren und Hackerangriffe frühzeitig zu erkennen sowie abzufangen, gegeben.
Weiterhin lässt sich die Anzahl der Edge-Geräte in einem Netzwerk steigern und die Echtzeitanforderungen im Bereich IoT besser unterstützen, als dies bei einer reinen Cloud der Fall ist. Dem gegenüberzustellen sind die einige Nachteile, die sich ergeben, wenn eine hohe Datenmenge zu verarbeiten oder zu speichern ist – sich der Rechen- oder Speicherbedarf als sehr unregelmäßig darstellt.
Eine Lösung hierfür bietet das Fog-Computing, ein Kompromiss aus beiden, wobei Daten zuerst zentral auf über intelligente Gateways oder lokale Recheneinheiten gesammelt sowie verarbeitet werden, bevor diese in die Cloud gelangen.
Virtual Reality (VR), Augmented Reality (AR), Wellenfeldsynthese, Mixed Reality (MR) – Technologien, die in der Realität schon angekommen sind und sich beständig weiterverbreiten. Dabei steht das Attribut der Immersion, also dem Realitätssimulationsgrad des Eintauchens in virtuelle Welten, oftmals im Mittelpunkt dieser Anwendungen. Das Team rund um Gartner versteht unter Multiexperience die Nutzung unterschiedlicher, verschiedene Sinne ansprechender Technologien und deren Verschmelzung zu multimedialen Mensch-Maschine-Interfaces.
Es wird davon ausgegangen, dass der Mensch bis 2028 eine signifikante Veränderung bei der Nutzung und Wahrnehmung der digitalen Welt erfährt und vor allem, wie er mit dieser bidirektional interagiert. Dabei werden Konversations-Plattformen die Art der Interaktion mit der digitalen Welt verändern, ebenso wie VR, AR, MR die Art, wie wir Inhalte dieser digitalen Welt wahrnehmen. Diese Integration soll laut Burke zu zukünftigen multisensorbasierten und multimodalen Erlebnissen/Erfahrungen führen – The „ability to communicate with users across many human senses will provide a richer environment for delivering nuanced information.”
Das Anwendungspotenzial für die Assekuranz ist dabei nicht scharf umrissen und fordert Mut zu Innovationen, da teilweise nur im geringen Maß das Kerngeschäft von Versicherungen adressiert wird. Wir wollen trotzdem einen Ausblick wagen: Sollte sich dieser Trend durchsetzen und wir etwas näher an eine multisensorale Virtualität á la „HoloDeck“ kommen, wären sicher Hardware- und Instandsetzungsserviceversicherungen angebracht, nicht nur B2C, da professionelle Anbieter eher im B2B-Bereich zu finden sind.
Interessanter gestalten sich die Einsatzgebiete für eine erhöhte Kundenbindung, eine PR des nächsten Levels und Versicherungstransparenz. Hier kann die Versicherungsindustrie schnell und mit einer hohen Immersion zeigen, welche Leistungen der Versicherungsnehmer denn eigentlich abschließt, was passieren könnte und wie der Versicherer hilft – und das über ellenlange BIPs und Maklergespräche hinaus. Eventuell finden künftige Vertriebsgespräche auch gar nicht mehr beim Makler im Büro statt, sondern in einer „virtual conversational platform“. Hier sind die Kreativität und Innovationsfreudigkeit der Assekuranz frühzeitig gefordert. Die Schlüsseltechnologien sind bereits seit Jahren auf dem Markt und suchen Anwendungs-, Integrations- und Professionalisierungspotenzial.
Die TOP 10 strategischen Technologie-Trends 2020 nach Gartner – Teil 1
Die TOP 10 strategischen Technologie-Trends 2020 nach Gartner – Teil 2
Die TOP 10 strategischen Technologie-Trends 2020 nach Gartner – Teil 3
Die TOP 10 strategischen Technologie-Trends 2020 nach Gartner - Teil 4