February 11, 2022
Wie Unternehmen mit Krisen umgehen, wird von ihrem Organisationsdesign beeinflusst. Starre Strukturen und homogene Belegschaften verhindern eine effiziente Handlungsfähigkeit im entscheidenden Moment. Der zweite Teil unserer Reihe beschreibt, welches Organisationsdesign zu mehr Krisenresilienz.
Eine Krise besteht mit ihrer Definition als solche. Sobald über eine Krise gesprochen wird, ergeben sich Mutmaßungen über mögliche Folgen für die Betroffenen, ihre Ursache und den weiteren Verlauf. Der Wendepunkt tritt dann ein, wenn sich alle Betroffenen auf eine Interpretation festgelegt haben, da hieraus Entscheidungen zum Umgang mit der Krisensituation abgeleitet werden können. Alle Betroffenen sollten diese entschiedenen Handlungen zum Entgegenwirken der Krise nachvollziehen können und auch emotional dahinterstehen, damit sie Erfolge erzielen.
“Damit diese Entscheidungen in tatsächliche Handlungen zur positiven Nutzung der Krise übersetzt werden können, müssen sie für alle Beteiligten rational nachvollziehbar sein und emotional geteilt werden.”
— Dr. Justine Walter (aus: Walter, J. (2020). Chancen durch die Gefahr. Krisen für Innovationen und Zukunftsfähigkeit nutzen.)
Sofern die entschiedenen Handlungen erfolgreich umgesetzt wurden, gilt die Krise als beendet und Unternehmen gehen teilweise sogar gestärkt aus ihr hervor. Führen die Maßnahmen nicht zum Ende der Krise, so wird über neue entscheiden, die für Mitarbeiter rational und emotional nachvollziehbar sein sollten. Es handelt sich bei der Bewältigung einer Krise folglich einen iterativen Prozess, in dem sich Unternehmen schrittweise der zielführenden Handlung annähern und prüfen, wie effizient die Maßnahmen sind. Sind sie das nicht, so ist es Aufgabe der Führung, neue Entscheidungen und damit verbundene Handlungen abzuleiten und allgemein zu begründen. Tritt der oben beschriebene Wendepunkt nie ein, bleiben Unternehmen handlungsunfähig und die Katastrophe tritt ein. Eine solche ist nicht mehr durch das Unternehmen selbst lösbar – externe Unterstützung wird notwendig.
In Anlehnung an die Systemtheorie nach Niklas Luhmann sind Unternehmen als Systeme zu verstehen, die durch die Kommunikation aller Stakeholder zusammengehalten werden. Hiermit wird deutlich, warum es so wichtig ist, dass alle Beteiligten die Entscheidungen des Unternehmens nachvollziehen können. Wenn sich Organisationen an neue Umweltbedingungen und Herausforderungen anpassen, indem nicht weiterhin brauchbare Bestandteile abgelegt und neue zielführende hinzugefügt werden, werden sie als resilient bezeichnet. Mit der Substitution der unbrauchbaren Bestandteile werden neue Verbindungen innerhalb des Unternehmens notwendig.
“Resilienz bedeutet also nicht, dass das System selbst bzw. seine Elemente und Beziehungen vollkommen stabil bleiben. Sie macht es vielmehr möglich, dass das System trotz aller inneren Veränderungen weiterbesteht und seinen Zweck erfüllen kann.”
— Dr. Justine Walter (aus: Walter, J. (2020). Chancen durch die Gefahr. Krisen für Innovationen und Zukunftsfähigkeit nutzen.)
Werden Krisen als Lernprozess gesehen, so werden Unternehmen immer resilienter und müssen perspektivisch weniger Schaden durch externe Störungen befürchten, da sie lernen, effizient mit ihnen umzugehen. Resiliente Unternehmen passen sich an externe Gefahren an, lernen aus ihnen und können im besten Fall sogar von den neu entwickelten Strukturen profitieren.
“Allgemein gilt, dass in agilen Systemen Verantwortung dynamisch und nicht einer starren Hierarchie entsprechend verteilt wird, der Kundennutzen im Mittelpunkt aller Aktivitäten steht, Wert auf vielfältige Ideen gelegt wird und Mitarbeiter Freiräume haben, um eigene Projekte zu initiieren bzw. Ideen umzusetzen.”
— Dr. Justine Walter (aus: Walter, J. (2020). Chancen durch die Gefahr. Krisen für Innovationen und Zukunftsfähigkeit nutzen.)
Agile Organisationen gleichen trotz ihrem hohen Maß an Selbstorganisation und Flexibilität keinem Chaos. Die Organisation wird durch eine gemeinsame Vision und Mission verbunden, die allen Mitarbeitern Orientierung bietet – auch in Krisenzeiten. Im besten Fall wurden die Leitlinien gemeinsam entwickelt, sodass sie erfolgreich umgesetzt werden können. Hierfür ist ein neues Verständnis von Führung zielführend, wobei Führungskräfte als kulturelle Vorbilder handeln. Darüber hinaus befähigen sie ihre Mitarbeiter zu höherer Selbstwirksamkeit, stellen die Weichen zur abteilungsübergreifenden Vernetzung und bauen die Angst vor Fehlern ab. So werden die Mitarbeiter selbst resilienter und damit auch ihr Unternehmen.
Mit einer hohen Lernbereitschaft können Krisen nicht nur überstanden, sondern auch als Chance genutzt werden. Wie aus Krisen langfristige Innovationsfähigkeit hervorgeht, lest ihr im nächsten Blogbeitrag!
Ihr wollt Krisenresilienz? Mehr zur Gestaltung zukunftsfähiger Organisationen findet ihr hier.
Welche Gefahren können eine Krise auslösen? Hier lest ihr mehr darüber und wie ihr potenzielle Gefahren für euer Unternehmen mithilfe einer PESTEL-Analyse ermitteln könnt.