June 15, 2020
Die Basis für den Abschluss einer Versicherung sind die Angaben des Kunden zu seiner Risikosituation. Er gibt er an, wie groß das Haus ist, in dem er wohnt, in welcher Bauartweise es errichtet wurde, ob es unter Denkmalschutz steht oder welche Art von Bedachung vorliegt. Für den Kunden ist es eine Abfrage von Daten, die er aus dem Gedächtnis abruft oder unter Aufwand zusammensucht. Ob die angegebenen Daten richtig sind, liegt allein in seiner Hand. Dabei können ungenaue bzw. lückenhafte Angaben im Antragsprozess dem Versicherungsnehmer im Schadenfall auf die Füße fallen und im schlimmsten Fall den Versicherungsschutz gefährden.
Die Digitalisierung ermöglicht dem Versicherer, auf andere und zum Teil auch genauere Datenquellen zuzugreifen und diese für die Risikoeinschätzung im Gebäudebereich zu nutzen. Das verringert nicht nur den Aufwand für den Kunden, sondern gibt auch mehr Sicherheit bei der Datenangabe. Die Nutzung externer Datenquellen eröffnet neue Potenziale in ganz unterschiedlichen Bereichen und nimmt Einfluss auf die Customer Experience im Antragprozess.
Gebäude- und Immobiliendaten (Luftbilder, amtliche 3D-Gebäudedaten von Katasterämtern oder Landesvermessungsämtern) sind heute digital verfügbar. Gerade im Antragsprozess für Wohngebäude oder auch gewerblich genutzte Immobilien erfolgt die Ermittlung der Versicherungssumme entweder über den altbekannten Summenermittlungsbogen oder über ein Gutachten bzw. Statement eines Sachverständigen, was vor allem im Gewerbebereich mit Kosten für den Sachverständigen als auch einem erhöhten Zeitbedarf verbunden sein kann. Die Angaben möglichst exakt zusammenzutragen ist aufwändig und im Handling alles andere als kundenorientiert.
3D-Gebäude- und Grundstücksdaten liefern eine Vielzahl an Informationen, die relevant für den Wiederherstellungswert sind und somit für den Antragsprozess. Allein über die Adresse stehen u. a. Informationen wie Gebäudetyp, Baujahresklasse, Anzahl der Geschosse, Wohnfläche sowie An- und Nebengebäude zur Verfügung. Mithilfe von KI und entsprechenden Berechnungsverfahren kann ein fast realitätsnaher Wiederherstellungswert ermittelt werden. Diese Daten sind für einen Prefill geeignet und können mit nur minimalen Clicks präzisiert werden. Auf digitalem Weg stehen sie sofort zur Verfügung und können in den Antragsprozess integriert werden. Wird die digitale Wertermittlung mit der Möglichkeit kombiniert, die benötigten Daten nur mit Hilfe eines Fotos des Hauses inklusive Standortdaten zu generieren, dann stellt das wohl den schnellsten und für den Kunden unkompliziertesten Weg dar, eine Wohngebäudeversicherung abzuschließen.
Die Nutzung externer Datenquellen ist für die Branche transformativ, da sie Antragsprozesse effizienter gestalten und die Kundeninteraktionen vereinfacht. In Kooperation mit spezialisierten Dienstleistern kann die Branche diese externen Daten bereits heute gewinnbringend einsetzten. Die wohl größte Herausforderung ist, die Daten in die IT-Systeme der Versicherer zu integrieren.
Während unserer Innovationswerkstatt Simplified Underwriting vom 22. bis zum 26. September werden wir uns intensiv den Optimierungen von Antragsprozessen widmen. Neben dem Hinterfragen der aktuellen Prozesse und Informationsgrundlagen möchten wir Handlungsoptionen erarbeiten, vertesten und Lösungsansätze entwickeln. Gemeinsam wollen wir den Antragsprozess so vereinfachen, dass nicht nur der Kunde zufrieden ist, sondern auch die Effizienz im Unternehmen gesteigert wird.