January 7, 2020
Science Fiction ist wissenschaftsbasiert, sie ist also keine Fantasy, sondern eine Fortschreibung unserer Physik in aufregende neue, in weiterentwickelte, aber fundierte Naturwissenschaften. Der größte Teil der Science-Fiction-Autoren hat einen naturwissenschaftlichen Hintergrund, und wenn ihre geschilderten Welten weder innovativ noch in sich stimmig wären, würden ihre Romane nicht gekauft werden.
Science Fiction denkt weiter, sie stellt eine Zukunftswelt dar, in der wir unsere Ressourcen aufgebraucht haben, in der die schöne neue Welt der Hightech mit einer Umwelt erkauft wurde, in der wir nicht mehr atmen können, nichts mehr zu essen haben und uns um die letzten Lebensräume bekriegen – oder eine Welt, in der wir rechtzeitig ein ungehemmtes Wachstum begrenzt haben oder durch Alternativen ersetzt haben und in der Hightech funktioniert und uns den Alltag erleichtert. Die Science Fiction bietet beides: Utopien und Dystopien, brave new world und post doomsday. Sie stellt keine einheitliche Zukunft dar, sondern beschreibt verschiedenartige Zukünfte.
Und da sie Geschichten erzählt, steht der menschliche Faktor im Vordergrund: Welche Auswirkungen haben welche Technologien auf den Menschen, wie nimmt der Mensch neue Technologien an oder sperrt er sich gegen sie? Welche Alltagsfolgen zeigen sich und wie verändert sich die Gesellschaft? Science Fiction nimmt also in ihren Geschichten eine Art Technikfolgenabschätzung vor.
Science Fiction ist besser im Auffinden von innovativen Produkten. Da Schriftsteller frei sind von Denkverboten und unbelastet spinnen dürfen und verrückte Modelle entwerfen dürfen, sind sie fähig, Innovationen zu erdenken – die Spinne webt ein ebenso funktionales wie kunstvolles Netz und man muss ein wenig aus der Realität herausgerückt denken, um Neues zu finden und darf sich dadurch nicht beirren lassen, dass eine beschriebene Technologie zum Zeitpunkt ihres Erdenkens bzw. ihrer Niederschrift noch nicht realisierbar ist.
Die Science Fiction liefert komplette Zukunftsszenarien, ganze Weltentwürfe: Wie wir Menschen in einer Nahzukunft leben, wie das Umfeld für mögliche innovative Produkte aussieht und liefert dadurch wertvolle Abschätzungen zu den Wirkungen von innovativen Produkten und zu ihrer Akzeptanz gleich mit.
Von hohem Wert ist, dass die Ideen bereits vorhanden sind und nicht erst erdacht werden müssen: Die Romane der Science Fiction stellen einen gewaltigen Datenschatz dar – es gilt nur, das Mining vorzunehmen und das Edelmetall vom tauben Gestein zu scheiden.
Science Fiction ist exzellent im Erdenken von Disruptionen und im Fortspinnen von Game Changern – das liegt an ihrer Radikalität. Science Fiction schildert auch das Unwahrscheinliche und das Umwälzende, das Alles-auf-den-Kopf-Stellende. Disruptionen sind zwar singuläre Erscheinungen, aber sie stellen Großrisiken dar.
Science Fiction stellt intelligente Nahzukunftsszenarien mit innovativen Technologien dar und zwar in allen Bereichen wie Mobilität (inkl. autonomes Fahren), Energie (Ressourcen und Technik), Robotik, Künstliche Intelligenz, Kommunikation, Wohnen (smart home), Freizeit, Medizin, Arbeitswelt, Produktionsprozesse, Nanotechnologie, Gentechnik, Leben in virtuellen Welten, ja sogar in Branchen wie Ernährung, Mode und Kosmetik. Science Fiction hilft uns durch ihre anschaulich dargestellten Begegnungen zwischen Mensch und Maschine, den Kollegen Roboter am Arbeitsplatz zu akzeptieren und gibt einen Ausblick auf ein Siedeln auf anderen Planeten sowie auf Satelliten im Weltall.
Versicherungsunternehmen haben eine sichere Zukunft, denn sowohl sich verändernde als auch wachsende Risiken verlangen nach Absicherungen. Banken und Sparkassen – also die anderen Player in der Branche Finanzwesen – sind dagegen in ihrer Existenz gefährdet, solange sie weiterhin beratungsresistent sind und bloß Filialen schließen und Gebühren erhöhen, statt neue Geschäftsfelder zu entwickeln.
Große Änderungen sind im Mobilitätsbereich zu erwarten. Sobald der Verkehr auf autonom umgewidmet ist, dürfte die Unfallhäufigkeit um 99% zurückgehen. Zynisch könnte man sagen, das hat das Aus für den gesamten Geschäftsbereich Kfz-Unfall zur Folge, aber es bedeutet natürlich, dass (allein in Deutschland) Jahr für Jahr 3.000 Personen mehr am Leben bleiben – von den tausenden, die invalide würden, gar nicht zu reden. Außerdem ist, da Pkws nicht mehr gekauft, sondern in Sharing-Verfahren genutzt werden, eine höhere Effektivität bei der Schadensabwicklung zu erwarten, denn Versicherungsnehmer ist nicht mehr der Einzelbesitzer, sondern der Flottenbesitzer, die Vorgänge können standardisierter abgewickelt werden, die Beratungsnotwendigkeit nimmt ab – und es gibt keine Emotionen mehr zu beschwichtigen.