February 26, 2020

Smart Contracts

Blockchainbasierte Verträge für die Versicherungsbranche

Innovationswerkstatt

Technologien

Ein Smart Contract ist eine auf Blockchain basierende Technologie. Diese Verträge sind nicht mit juristischen Verträgen gleichzusetzen. Smart Contracts sind vielmehr Computerprogramme oder -protokolle, in denen Vertragsbedingungen hinterlegt sind. Diese Vertragsbedingungen werden selbständig ausgeführt und überwacht. Smart im Sinne von Künstlicher Intelligenz sind Smart Contracts nicht. Die Technologie ist zwar noch relativ jung, kommt aber bereits in der Praxis zum Einsatz. Die Blockchain ist fälschungssicher. Deshalb wird sie gerade für das Versicherungsgeschäft interessant, das auf belastbaren und sicheren Daten beruht. Smart Contracts können diese Informationen abrufen, mit den Bedingungen der jeweiligen Police vergleichen und daraufhin bestimmte Aktionen auslösen – zum Beispiel bei einem Schadensfall. An die Stelle fehleranfälliger menschlicher Handlungen tritt die fundierte, nachweisbare Information aus der Blockchain. Auch Dokumente und Waren lassen sich so auf ihre Echtheit prüfen. So werden Verträge ohne das Konsultieren von Notaren rechtssicher.

Abschlussmöglichkeiten von Smart Contracts

Habt ihr euch schonmal gefragt, wie man eigentlich einen Smart Contract schließt? Angenommen, ihr habt den Versicherungsvertrag mit eurem Vertragspartner ausgehandelt, irgendwie gemeinsam ausprogrammiert und getestet. Und nun muss das gute Stück unterzeichnet und dann in die Blockchain hochgeladen werden? Tatsächlich ist das eine Möglichkeit. Allerdings sind das Signieren und Hochladen normalerweise eine Vorgehensweise, die nur von einer Partei vorgenommen wird. Technisch ist es möglich, ein Dokument auch mehrfach zu unterzeichnen oder eine Signatur mit mehreren kombinierten Signaturschlüsseln vorzunehmen. Allerdings erfordert das dann schon recht fortgeschrittene Kenntnisse und Interaktionen aller beteiligten Parteien – eine für Endkunden nicht unbedingt in großer Breite erfüllbare Voraussetzung.  

Einseitig signierte Verträge

Doch es gibt noch mehr Möglichkeiten. Ein gebräuchlicher Weg besteht darin, dass eine Partei ihren Smart Contract verbindlich ausarbeitet und zunächst einseitig signiert in die Blockchain stellt. Die anderen Parteien steigen dann in den Vertrag ein, indem sie mit ihm interagieren. In der Regel erfolgt das dadurch, dass der Contract sogenannte Token definiert und erzeugt, die die Interessenten dann kaufen können. Die beiden Varianten finden viele Analogien in der realen Welt. Der zunächst einseitig signierte Vertrag, dessen Token dann gezeichnet werden, erinnert an ein vom Anbieter vorgegebenes Bedingungswerk, auf das in der Police (repräsentiert durch den Token) dann nur noch Bezug genommen wird. Während allerdings eine klassische Police oft noch Einschränkungen, Ergänzungen und Veränderungen zum Tarifwerk vornimmt, sind die Token in der Regel einfach nur zählbare und handelbare Einheiten. Sie sind daher Briefen und Wertpapieren viel ähnlicher als klassische Versicherungsverträge. Es ist zwar möglich, Token mit Eigenschaften zu versehen, aber das schafft neue Komplikationen. Prominent werden dann etwa Datenschutz-Schwierigkeiten auftreten, da die gespeicherten Eigenschaften allgemein sichtbar in der Blockchain gespeichert werden. Der Smart Contract, der den Token erzeugt, kann die Parameter nicht wirksam verschlüsseln, da er selber auch öffentlich ist und dadurch keine geheimen Schlüssel verbergen kann. Eine Lösung dafür ist, die Parameter in einer gesonderten Datenbank zu speichern und nur noch Prüfziffern als Parameter in den Token aufzunehmen – allerdings stellt das Vorhandensein der gesonderten Datenbank wiederum den Nutzen der Blockchain-Lösung in Frage.

Ähnlichkeit zum klassischen Individualgeschäft

Die andere Smart Contract Variante, bei der der Smart Contract selber gemeinsam unterzeichnet wird, hat große Ähnlichkeiten mit klassisch verhandeltem Individualgeschäft. Auch hier ist es eine Kunst, vertragsrelevante Parameter wirksam zu verschlüsseln und gleichzeitig den Nutzen der verteilten Ausführung zu erhalten.  

Auch juristisch dürften die verschiedenen Varianten weitreichende Auswirkungen haben. Die Fachdiskussionen der vergangenen Jahre um die Auswirkungen von Antrags-, Policen-, und Invitatio-Modellen treffen hier mutmaßlich genauso zu, wie sie es einst bei Papier-Policen der Fall war.

Folgen für den Versicherungsvertrag

Die Transformation eines klassischen Versicherungsvertrages in einen Smart Contract erfordert daher einiges mehr als das einfache Übersetzen und Hochladen eines Vertrages. Im Grunde müssen völlig neue Produkte entwickelt werden, die neben den versicherungsfachlichen Eigenschaften auch sehr stark von den Möglichkeiten und Einschränkungen der Technologie und ihren möglichen juristischen Folgen geprägt sein müssen.

Innovationswerkstatt: Smart Contracts – Blockchain Demystification

In unserer Innovationswerkstatt: Smart Contracts – Blockchain Demystification vom 17. bis zum 19. November werden wir uns intensiv mit diesem Thema auseinandersetzen und euch dabei unterstützen, Smart Contracts besser zu verstehen. Wir werden erste Ideen entwickeln, um sie auch in eurem Unternehmen einzusetzen.

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